Radeln, vernetzen, lernen
Nachhaltigkeit und neue Perspektiven stehen im Fokus der Studienexkursion mit Günter Berger in den Studiengängen Holztechnologie & Holzbau: Als gemeinsamer R(o)ad-Trip fahren Studierende aus unterschiedlichen Jahrgängen Anfang Juni zu Unternehmen der Holzbranche Richtung Süden. Dabei werden nicht nur Inspirationen und Kontakte für Abschlussarbeiten, Praktika und Berufseinstieg gesammelt, sondern auch der eigene Möglichkeitshorizont erweitert.
Mit der Exkursion per Rad wollen wir zeigen, dass wir spannende und inspirierenden Unternehmen ganz in unserer Nähe haben, die wir alle per Rad anfahren können und die mit dem nachhaltigen Werkstoff Holz innovative und zukunftsfähige Lösungen im Bereich Architektur und Bau anbieten
Professor Günter Berger
Die Nachhaltige Exkursion
Extremer hätte das Wetter Anfang Juni kaum sein können – dennoch war die Nachhaltige Exkursion mit dem Fahrrad von Österreich nach Italien ein voller Erfolg. Begeistert zeigten sich nicht nur die Reisenden aus verschiedenen Jahrgängen von Holztechnologie & Holzbau von der viertägigen Fahrt, sondern auch die besuchten Firmen, die den Durchhaltewillen der Studierenden würdigten und ebenfalls neue Perspektiven auf das Reisen mitnehmen konnten.
Trotz der sportlichen Herausforderung war die Nachhaltige Exkursion ein voller Erfolg. Wir konnten Einblicke in verschiedenste Firmen bekommen vom kleinen Firmenbetrieb bis hin zum Global Player.
Benno
Die Tour
Vom 05. bis 08. Juni ist die 12-köpfige Truppe auf Tour. Die erste Etappe wird zweifellos die schwerste werden: von Bruck an der Großglocknerstraße geht es in 36 Kehren hinauf bis auf Österreichs höchsten befahrbaren Pass auf knapp über 2500 m – sofern die Straße schneefrei ist. Nach der Abfahrt geht es ins Mölltal zu Timberra, einem Hersteller von Naturpools aus Holz, die ohne Leim oder künstliche Verbindungsmittel auskommen. Tags drauf ist eine Besichtigung im Brettsperrholzwerk von Hasslacher Norica Timber geplant, welches sich durch eine einzigartige, ressourcenschonende Produktionstechnik auszeichnet. Anschließend geht es weiter zur Weissenseer Holz-System-Bau GmbH, einem der innovativsten Unternehmen der Branche, wenn es um energieeffiziente und ökologische Bauweisen geht. Bei Hubmann Holzbau in Weißbriach gibt es nicht nur eine Unternehmensbesichtigung des Holzhausherstellers, sondern auch einen Besuch der Ferienhaus-Anlagen am Nassfeld, dem größten Skigebiet Kärntens. Vor dort aus geht es über die letzte Passhöhe mit rund 1.500 m Richtung zum Schlusspunkt der Tour: Beim Möbelhersteller Fantoni, einem Vorreiter der kaskadischen Nutzung und holzbasierten Kreislaufwirtschaft, wird die größte und modernste Faserrecyclinganlage für MDF besichtigt sowie die daran anschließende Fertigung von Designmöbeln.
Bei dieser Exkursion habe ich gesehen, wie vielfältig die Holzbranche in Österreich ist und dass alle dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Holzbau vorantreiben und somit noch effizienter und nachhaltiger werden. Die Gastfreundschaft jedes einzelnen Betriebes war ein schöner Nebeneffekt, welchen ich nicht vermissen möchte. Durch das gemeinsame Radfahrerlebnis wurden neue Freundschaften geschlossen und verfestigt. Mein Motto war und ist immer noch „So weit is des goanet, do kann ma mitn Radl ah hinfoan :P“
Georg
Die erste Etappe
Die erste Etappe hatte es nicht nur vom Streckenprofil her in sich, sondern auch das Wetter spielte nicht so mit, wie erhofft. Bei strömenden Regen kletterte das Team der FH Salzburg bis zum höchsten Punkt der Großglocknerhochalpenstraße auf rund 2500 Metern Höhe. Zwar war die Passhöhe entgegen den Erwartungen gut befahrbar, die mehr als fünf Meter hohen Schneewände am Straßenrand zeugten aber vom schlechten Wetter der Vorwochen. „Jeder eiskalte Regentropfen in den Augen fühlte sich an wie ein Nadelstich, aber die Strapazen der ersten Kilometer haben das Team zusammengeschweißt. Glücklicherweise hatten wir oben am Hochtor dann den anstrengendsten Teil der Reise bereits hinter uns“, so Senior Lecturer Günter Berger, der die Reise organisiert hatte. Begeistert von der Idee der Exkursion per Rad, haben sich andere Lehrende und Mitarbeitende der Gruppe angeschlossen und fuhren die ersten Etappen ebenfalls mit.
Die Nachhaltige Exkursion war für mich eine neue und in jeder Hinsicht positive Erfahrung. Die besichtigten Unternehmen haben gezeigt, was die Branche zu bieten hat und wie vielseitig sie ist. Das Ganze per Rad zu unternehmen, war auch aus sportlicher Sicht sehr schön.
Tobi
Besuch der Unternehmen
Auf der anschließenden Route konnten die Studierenden inspirierende Unternehmen der Holzbranche kennenlernen, Produktionen anschauen und sich mit den Verantwortlichen austauschen. Bei Timberra, einem Hersteller von Naturschwimmbädern aus Weisstanne, erlebten die Studierenden, dass Holz und Wasser kein Widerspruch sein müssen und der Werkstoff einzigartige Badeerlebnisse ermöglichen kann. Beim Brettsperrholzhersteller Hasslacher Norica Timber erwartete die durchnässte Truppe ein bestens vorbereiteter Empfang inklusive trockener Jacken. Sehenswert war der Fortschritt der Digitalisierung innerhalb der Produktion und die vollständig vertikal integrierte Wertschöpfungskette.
Diese körperlichen und mentalen Grenzerfahrungen erlebt man in normalen Lehrveranstaltungen nie. So gesehen waren die herausfordernden Tage Teambuilding 4.0, denn es war wunderbar zu erleben, wie sich die Gruppenmitglieder gegenseitig halfen, bestärkten und motivierten, um die schwersten Berge zu bezwingen. Diesen Teamgeist und das angewandte Leadership kann man so einprägsam selten im Hochschulbetrieb erleben
Professor Günter Berger
Digitalisierung im Holzbau
Dass Digitalisierung auch im Mittelstand gelebte Realität ist, bewiesen die beiden folgenden Holzbaubetriebe auf der Route. Christof Weissenseer erläuterte in seiner Intelligenten Fabrik die Philosophie und Strategie seiner Smart-Skin-Produktion für nachhaltige Gebäudehüllen und zeigte, neben den ablaufenden Prozessen bei Bauprojekten, die direkte Verknüpfung zum Management eines organisch wachsenden internationalen Netzwerkes von Partnerbetrieben auf. Die Inbetriebnahme einer der modernsten Wandfertigungen in Österreich konnten die Reisenden tags darauf bei Holzbau Hubmann erleben, wo ab Sommer 55.000 m² Wandsysteme für ein deutsches Großsanierungsprojekt in Erfurt gefertigt werden. Zudem betreibt das Unternehmen Immobilienentwicklung auf dem Nassfeld, einem Gebirgssattel, dessen 1.000 Höhenmeter vom Team ebenfalls erklommen wurden. Nach der steilen Kletterpartie wurde die schlüsselfertige Apartmentanlage mit 12 Großwohnungen direkt vor der Schlüsselübergabe an die neuen Eigentümer besichtigt, die nicht nur speziellen Kundenbedürfnissen genügen muss, sondern auch erhöhten Anforderungen an die Standsicherheit im zweitstärksten Erdbebengebiet Österreichs.
Es ist beeindruckend die aktuellen Fortschritte in der Digitalisierung im Holzbau zu sehen. Durch Roboter und moderne Fertigungsstraßen werden mittelständische Betriebe zu international gefragten Firmen. Denkt man diese Entwicklung nun noch weiter, ist es bestimmt nur noch eine Frage der Zeit bis die ersten Holzhäuser komplett von Robotern vorgefertigt werden.
Benno
Sonne in Italien
Das Reisen per Rad traf durchweg auch auf gesteigertes Interesse von Seiten der Unternehmen. „Egal wo wir mit unserer Nachhaltigen Exkursion eintreffen, überall freuen und wundern sich unsere Gastgeber, dass wir überhaupt ankommen und diese Reise durchhalten. Umso herzlicher ist der Empfang, wenn wir durchnässt und schlammig an der Pforte stehen und uns auf das Kennenlernen des Unternehmens freuen“, so Berger. Die Belohnung für die verregneten ersten Reisekilometer und die rund 5.000 Höhenmeter war die Abfahrt bei sommerlichen Temperaturen Richtung Italien – immer wieder unterbrochen, um eine wohlverdiente Espresso-Pause einzulegen. Auf der letzten Station der Reise, beim Stammsitz der Fantoni Gruppe in Osoppo, konnten sich die Studierenden die kaskadische und zirkuläre Nutzung von Holz in der Praxis anschauen. Das Unternehmen produziert Holzwerkstoffplatten aus Rest- und Altholz und fertigt daraus im gleichen Werk Innenausbauprodukte und Designmöbel von Weltruf.
Es war einfach unglaublich!
Simon
Vielen Dank!
Alle Teilnehmenden bedanken sich herzlich bei den Menschen und Unternehmen, die diese außergewöhnliche Tour möglich gemacht haben!
Fachhochschule Salzburg besonders Dominik Engel und Alexander Petutschnigg, Arbeiterkammer Salzburg besonders Hilla Lindhuber und Präsident Peter Eder, Wirtschaftskammer Salzburg besonders Gabriele Tischler und Präsident Manfred Pammer, proHolz & Holzcluster Salzburg besonders Gregor Grill und Matthias Jessner, Holzbaumeister Salzburg besonders Innungsmeister Fritz Egger